EXPERTENINTERVIEW \"Herzrhythmusstörungen\"
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Wie groß schätzen Sie den Einfluss des Lebensstils auf die Entwicklung dieser Erkrankungen ein?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Der Lebensstil hat einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Übergewicht, Bewegungsmangel und Fehlernährung mit einer zu hohen Kochsalzbelastung, mit zu viel tierischen Fetten und Zucker, aber zu wenig wichtigen Mikronährstoffen wie Magnesium und Kalium sind ein großes Problem in Deutschland.
Welche dieser Erkrankungen sind besonders häufig?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Die häufigste Herz-Kreislauf-Erkrankung ist der Bluthochdruck – er ist die häufigste internistische Erkrankung überhaupt. In einem Alter ab 60 Jahren ist etwa jeder Zweite davon betroffen – Männer etwas häufiger als Frauen.
Welche Symptome sollte man immer von seinem Arzt abklären lassen?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Abklären lassen sollte man immer Schmerzen in der Brust, die so genannte Angina pectoris, Blutdruck-Entgleisungen, Kopfschmerzen und Lähmungserscheinungen, rasche Ermüdbarkeit, Schwindel und Luftnot. Diese Beschwerden können auf ersthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweisen, die ggf. einer raschen medizinischen Behandlung bedürfen.
Nehmen wir das Beispiel Bluthochdruck – in diesem Bereich sind Sie spezialisiert. Wie kommt es, dass diese Krankheit, auch Hypertonie genannt, oft unbemerkt bleibt?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Hoher Blutdruck verursacht in der Regel anfangs keine klinischen Beschwerden und wird daher von vielen Betroffenen nicht bemerkt. Ganz im Gegenteil: Menschen mit hohem Blutdruck sind morgens schneller wach und fühlen sich auch ohne Kaffee fit. Allerdings kann die Hypertonie auf Dauer schwerwiegende Folgen haben.
Welche Folgen kann sie auf Dauer haben?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Die Hypertonie erhöht das Risiko für vielfältige Begleiterkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzschwäche, Sehstörungen, Herz-Rhythmusstörungen, Luftnot, Nierenschwäche und Durchblutungsstörungen in den Beinen, die so genannte Schaufensterkrankheit. Ein Patient mit Hypertonie hat ein achtfach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall und ein fünffach erhöhtes Risiko für eine Herzschwäche. Insgesamt ist dadurch die Lebenserwartung deutlich herabgesetzt.
Wie sehen aktuelle Therapien bei Hypertonie aus?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Medikamentös behandelt der Arzt nach einem Stufenschema, das die Deutsche Hochdruckliga und die Europäische Hypertonie-Gesellschaft empfehlen. Dabei kommen Arzneimittel aus unterschiedlichen Substanzklassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zum Einsatz, wie Beta-Blocker, Diuretika, ACE-Hemmer, Sartane und andere. Der Arzt entscheidet, welches Medikament bzw. welche Kombination im Einzelfall geeignet ist.
Welche Rolle spielt das Magnesium bzw. Magnesiumorotat bei Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: In der Fachliteratur ist sehr gut dokumentiert, dass Magnesium blutdrucksenkende Eigenschaften hat. Davon können sowohl Patienten mit einer beginnenden, grenzwertigen Hypertonie profitieren als auch solche mit einer manifesten Hypertonie. Außerdem kann der Mineralstoff Herz-Rhythmusstörungen entgegenwirken. Das Magnesiumorotat, eine Verbindung aus Magnesium und Orotsäure, hat zusätzlich eine positive Wirkung bei Herzschwäche. In der so genannten MACH-Studie wurde gezeigt, dass die herzschwachen Patienten, die Magnesiumorotat erhielten, länger und besser lebten.
Was kann man darüber hinaus selbst für mehr Lebensqualität und Wohlbefinden tun?
- Prof. Dr. med. Klaus Kisters: Ein gesunder Lebensstil mit einer mediterranen, kochsalzarmen Ernährung und regelmäßiger sportlicher Betätigung reduziert nicht nur Übergewicht und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern fördert auch das Wohlbefinden. Außerdem ist es wichtig, dass die vom Arzt verordneten Medikamente regelmäßig eingenommen werden und mindestens einmal im Jahr ein gründlicher Gesundheits-Check beim Arzt erfolgt.
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